Die Rochuskapelle

Die Geschichte der Rochuskapelle

Wer von Lünen nach Werne fährt, kommt in Lenklar, kurz vor Werne, an einer kleinen Kapelle vorbei. Die Rochus-Kapelle. Ein Kleinod an einem historischen Ort.

Im Mittelalter war der Aussatz (Lepra, Geschwüre am ganzen Körper) eine furchtbare Krankheit, die sehr ansteckend war und schnell eine Epidemie auslösen konnte. Die einzige Schutzmaßnahme gegen eine Ausbreitung war die Absonderung der Kranken von der übrigen Gesellschaft. Die Kranken wurden vor die Stadtmauern verbannt und in Siechenhäusern untergebracht.

Der Schutzpatron gegen die Pest und Namensgeber der Rochus-Kapelle ist der heilige Rochus von Montpellier (1295-1375).

Nach einer Verordnung des 3. Laterankonzils (1179) sind für Leprose ein eigenes Gotteshaus und ein eigener Friedhof zu errichten. So war es auch in Werne. Zwischen der Feldmark und der Landwehr wurde ein Siechenhaus (1380) erbaut, wahrscheinlich auch eine Kapelle.

Im Ratsprotokoll von 1773/74 steht, dass im Jahr zuvor auf dem Leprosen Friedhof der letzte Leprose beigesetzt wurde. Nach einem Kontrakt von 1795 verwaltete die Stadt Werne die Gebäude.

 

1884/85 wurde nach dem Abriss der alten Kapelle die heutige Kapelle errichtet.
Die Kapelle ist dem heiligen Georg geweiht.

Die Jahre von 1900 bis 1974

Auch nach der Leprakrankheit ist die Kapelle immer noch der Mittelpunkt in der Bauernschaft. Der regelmäßige Schulgottesdienst für die Kinder in Lenklar und Brederode wurde in der Kapelle gefeiert.

Die heutige Glocke wurde 1948 geweiht. 1961 sorgt die Stadt Werne für die Restaurierung des Altares und die Beseitigung des Schimmelbefalls an der Decke. So wurde die Kapelle Mitte der sechziger Jahre wegen Baufälligkeit von der Stadt Werne geschlossen.  Die Feuchtigkeit war von allen Seiten eingedrungen. Die Bürger der Bauernschaft Lenklar und der Siedlung Brederode haben aus „Ihrer“ Kapelle aber keine Ruine werden lassen.

Die Martinsgesellschaft übernahm die Verantwortung zum Erhalt der Rochus-Kapelle und durfte nach Rücksprache mit der Verwaltung die Schäden in Eigenleistung beheben. Hierbei beteiligte sich die Stadt Werne an den Materialkosten.


„Nun krempelten die Bewohner von Lenklar und Brederode die Ärmel auf“
– so ein Zeitungsbericht.


Jeder half auf seine Art: durch Geldspenden, Spanndienste, Frühstück- und Essenspenden und/oder durch Arbeiten an der Kapelle. 5000 freiwillige Arbeitsstunden sind aufgezeichnet, um Dach, Decke, Innenraum und Außenanlagen wiederherzustellen. Viele Firmen aus Werne und Umgebung haben die Arbeiten durch Sach- und Geldspenden wohlwollend unterstützt. Am 25. Oktober 1970 wurde mit einem Festgottesdienst die Wiederherstellung und Neugestaltung der Rochus-Kapelle begangen.

Die letzte Baumaßnahme der Martinsgesellschaft war der Anbau des Windfangs an der Rochus-Kapelle. Dieser dient als Schutz der Eingangstür. Er wurde im November 1974 fertiggestellt.

Von 1975 bis Heute

Nach 25 Jahren war wieder Feuchtigkeit in die Kapelle gedrungen. Der Putz hinter dem Altar blätterte ab und musste erneuert werden.

Die Stadt Werne vergab die Aufträge für das Trockenlegen der Mauern und die Ausbesserung und Restaurierung der Malereien an Fachfirmen. Mitglieder der Martinsgesellschaft verlegten einen neuen Fußboden, und so war dann nach der Generalreinigung wieder die Möglichkeit zur Nutzung der Kapelle gegeben.


Im November 1995 wurde an dem Tag, an dem jährlich der Kriegsopfer von Lenklar und Brederode gedacht wird, mit einem Festgottesdienst die Kapelle wieder ihrer Bestimmung übergeben.

Seit 1970 werden in der Kapelle regelmäßig Gottesdienste gehalten. So ist die St. Rochus-Kapelle auch weiterhin ein Mittelpunkt des christlichen Lebens in der Bauernschaft Lenklar und der Siedlung Brederode. 


Verfasser: Fritz Budde + 25.10.2017 / Bearbeitung für diese Webseite Arnd Conradi
Quelle: Festschrift 50 Jahre Martinsgesellschaft Lenklar-Brederode, aus dem Jahr 2004